Formenbau

In der Glasmacherei werden die unterschiedlichsten Materialien für den Formenbau verwendet. Ganz klassisch ist die Nutzung von Buchenholz. Moderne Formen sind aus Keramik, Metall oder Graphit hergestellt. In der Studioglasszene finden Formen aus Gips kombiniert mit Schamotte und/oder verschiedenen anderen Zutaten bevorzugt Verwendung.

Nur bei rotationssymmetrischen einfachen Objekten kommt man mit einteiligen Formen zurecht. Kompliziertere Objekte müssen mit mehrteiligen Formen realisiert werden.

Der Bau mehrteiliger Formen ist nicht immer ganz einfach. Mehrere Aspekte müssen dabei gleichzeitig beachtet werden. So ist darauf zu achten, dass Hinterschneidungen, d. h. Strukturen des zu realisierenden Objekts, das Öffnen der Form nicht behindern. Bei mehrteiligen Formen sind Trennlinien deshalb so anzulegen, dass keines der verschiedenen Formteile Hinterschneidungen aufweist. Bevorzugt berücksichtigt man diesen Aspekt auch bereits bei der Planung des Kunstobjekts, ebenso in welchen Bereichen die Trennlinien zu verlaufen haben und in wie vielen Teilen die Form zu realisieren ist.

Anzustreben ist eine Form, mit so wenig Teile wie möglich. Zwei Teile sind üblich, vier Teile sollten, wenn möglich, die Obergrenze sein. Bei komplizierteren Formen ist auch bereits mit zu berücksichtigen, in welcher Reihenfolge die Form zu öffnen ist und durch welche ergänzenden Maßnahmen sichergestellt werden kann, dass die einzelnen Formteile beim Öffnen nicht zu Boden fallen, umfallen oder anderweitig zu Schaden kommen können.

Bei diesen Überlegungen ist auch zu beachten, dass die Form beim Einblasen des Glaspostens wie zementiert eine solide, geschlossene Einheit bilden soll, das Öffnen der Form aber blitzschnell erfolgen kann. Die Hilfsmittel, mit denen die Form geschlossen gehalten und geöffnet wird, erfordern deshalb auch besondere Aufmerksamkeit.

Es gibt viele Rezepturen für die Gipsmischungen und die verschiedensten Vorgehensweisen bei der Nutzung der Formen. Sowohl bei kleinen als auch bei sehr großen Formen hat sich einfacher Elektriker-Gips (der billigste Gips im Baumarkt) ohne irgendwelche Zusätze sehr bewährt. Bläst man den Glasposten in die nasse Gipsform ein und öffnet man die Form nach kurzer Abkühlzeit blitzschnell, erhält man hervorragende Ergebnisse. Derartige Formen sind gut für die Erstellung von bis ca. fünf Glasobjekten geeignet. Dann beginnen scharfe Kanten oder filigrane Strukturelemente der Form abzubröckeln.

Wegen des in der Form entstehenden Wasserdampfs sind ausreichend viele Entlüftungsöffnungen vorzusehen. Während des Einblasens und insbesondere beim Öffnen der Form ist darauf zu achten, dass der aus den Entlüftungsöffnungen austretend Wasserdampf mindestens 100°C heiß ist (Verletzungsgefahr, Schutzbrille und Handschuhe tragen!). Als Hilfsmittel zum sichern Verschließen der Form haben sich stabile Spanngurte in Kombination mit Autosicherheitsgurtverschlüssen sehr gut bewährt. Diese Gurte können extrem streng angezogen werden, passen sich jeder Form flexibel an und sind, wie gewünscht, blitzschnell zu öffnen